Der Terminus chronische Zystitis (CZ) bezeichnet eine andauernde Entzündung der Harnblase, die durch eine fortwährende Infektion mit Mikroorganismen verursacht wird. Die CZ ist von der chronischen interstitiellen Zystitis zu unterscheiden, an deren Pathogenese Bakterien nicht beteiligt sind. Die Therapie der CZ unterscheidet sich nicht wesentlich von der eines unkomplizierten Harnwegsinfektes, aber die Auswahl des Wirkstoffes sollte immer auf einem Antibiogramm basieren. Die Prognose ist in der Regel gut.
Das klinische Bild der CZ gestaltet sich recht heterogen. Bei sehr milden Entzündungen kann ein CZ-Patient gar asymptomatisch bleiben. Die CZ wird in solchen Fällen manchmal zufällig festgestellt, wenn anderweitig entsprechende diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden. Viele Patienten klagen aber auch über konstitutive Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, allgemeines Unwohlsein und Schwäche. Fieber kann, muss diese Symptome aber nicht begleiten. In einigen Fällen wird zudem über Übelkeit und Erbrechen berichtet. Wenn nicht gleichzeitig Beschwerden beim Wasserlassen auftreten, ist es oft eine wahre Herausforderung, diese Symptome mit einer Pathologie des Urogenitaltrakts in Verbindung zu bringen.
Miktionsprobleme, wenn sie denn auftreten, umfassen häufig Dysurie und Pollakisurie, wobei nur sehr kleine Mengen Harn abgesetzt werden können. Auch eine mikroskopische oder makroskopische Hämaturie kann festgestellt werden. Die meisten Betroffenen beschreiben fortwährende Schmerzen im Unterleib und ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen, seltener akute Schmerzen bei der Miktion. Aus der Pollakisurie kann sich eine Harninkontinenz entwickeln. Auf der anderen Seite kann eine Harninkontinenz auch das einzige Symptom einer Infektion der ableitenden Harnwege sein. Dabei müssen nicht notwendigerweise Schmerzen empfunden werden, wenn Harn abgesetzt wird. Selten können sich im Zusammenhang mit einer CZ auch Harnsteine entwickeln [1].
Die makroskopischen Eigenschaften des Urins können alteriert sein. Der Harn mag trüb erscheinen, Blutspuren enthalten und kann übel riechen.
Die Pfeiler der CZ-Diagnose sind anamnestische Angaben, klinische Befunde und die Resultate einer Urinanalyse. Die Untersuchung einer Urinprobe offenbart häufig eine Proteinurie und Hämaturie, aber vor allem eine Bakteriurie. Weiterhin sollten Urinproben zur bakteriologischen Untersuchung und Anzucht der Erreger verwendet werden, denen Tests auf die Sensibilität der Pathogene gegenüber bestimmten Antibiotika anzuschließen sind. Die antimikrobielle Behandlung der CZ sollte immer auf Basis eines Antibiogramms erfolgen. Zur Identifikation der Pathogene, in Zukunft eventuell auch zur Phänotypisierung, können zudem molekularbiologische Verfahren eingesetzt werden [1]. Wenn in Urinproben, die an verschiedenen Tagen bereitgestellt wurden, keine Bakterien gefunden werden können, ist an seltenere Ursachen der CZ - Viren und Parasiten beispielsweise [2] [3] [4] [5] - und Differentialdiagnosen zu denken [6].
Obwohl eine urologische und/oder gynäkologische Untersuchung zur Diagnose unkomplizierter Harnwegsinfekte meist nicht erforderlich ist, so ist sie bei Patienten mit rekurrenter Zystitis doch zu empfehlen. So können beispielsweise anatomische Abweichung die Patienten für Infektionen der ableitenden Harnwege prädisponieren. Weiterhin stellen sexuell übertragbare Erkrankungen eine wichtige Differentialdiagnose zur CZ dar. Es sollte gezielt auf Anzeichen für selbige geachtet werden, da sie in Routineuntersuchungen nicht selten übersehen werden [7].
Zusätzlich können bildgebende Verfahren angewendet werden, um Konditionen wie eine Urolithiasis, Missbildungen, eine Kompression der Harnblase oder Harnverhaltung zu erkennen. Die Visualisierung der Harnwege gelingt am besten im Rahmen der Urographie, entweder in Kombination mit dem Röntgen, der Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.