Mukopolysaccharidose Typ 1 (MPS-I) ist eine lysosomale Speicherkrankheit, die auf Mutationen in dem Gen beruht, das für die α-L-Iduronidase codiert. In Abhängigkeit von der Residualaktivität des Enzyms kann die Erkrankung einen mehr oder weniger schweren Verlauf nehmen und dementsprechend wird die Diagnose Scheie-Syndrom, Hurler-Scheie-Syndrom oder Hurler-Syndrom gestellt. Das klinische Bild ist sehr heterogen, da sich die Enzymdefizienz in vielen Organsystemen bemerkbar macht. Die Therapie der MPS-I erfolgt mittels Enzymsubstitution oder über die Transplantation hämatopoetischer Stammzellen.
Die Enzymdefizienz besteht von Geburt an und beeinträchtigt die körperliche und - im Fall des Hurler-Syndroms - die geistige Entwicklung der Patienten. So fallen bei Erstvorstellung im Kindesalter bereits phänotypische Anomalien wie Minderwuchs und grobe Gesichtszüge (hohe Stirn, platte Nase, Makroglossie, kurzer Hals) auf. Diese Symptome treten häufig in Kombination mit Gelenkkontrakturen auf. Eine Hornhauttrübung ist ebenso charakteristisch für MPS-I und entwickelt sich gleichfalls in der Kindheit [1] [2]. Die Patienten sind in der Regel stark weitsichtig [3]. Zur klassischen Symptomtrias der MPS-I zählen neben Skelettdysplasie und Hornhauttrübung zudem Herzklappenfehler. Mehr als die Hälfte der Patienten leidet an der Insuffizienz oder Stenose mehr als einer Herzklappe, vorwiegend der Mitral- und Aortenklappen [2].
Des Weiteren wird über folgende Beschwerden berichtet bzw. sind in der Allgemeinuntersuchung folgende Befunde zu erheben:
Kognitive Defizite zeigen eine Beteiligung des zentralen Nervensystems an und sind nur bei Patienten zu erwarten, die am Hurler-Syndrom leiden. Die leichtere Verlaufsform der MPS-I, das Schleie-Syndrom, geht nicht mit zentralnervösen Störungen einher [5].
Bei entsprechender familiärer Anamnese und/oder begründetem klinischen Verdacht ist eine Urinprobe auf ihren Gehalt an Glykosaminoglykanen zu untersuchen. Die Detektion erhöhter Konzentrationen von Dermatansulfat und Heparansulfat ist diagnostisch für MPS-I, wenn gleichzeitig eine verminderte Aktivität der α-L-Iduronidase festgestellt werden kann [6]. Die Enzymaktivität wird im Plasma des Patienten gemessen, indem der Umsatz des Substrats 4-methylumbelliferyl-α-L-iduronide fluorometrisch bestimmt wird [7]. Alternativ können molekularbiologische Techniken angewandt werden, um die zugrunde liegende Mutation im Gen, das für α-L-Iduronidase codiert, zu identifizieren [8].
Die α-L-Iduronidase wird in praktisch allen Organsystem zum Abbau von Glykosaminoglykanen benötigt, weshalb MPS-I Patienten komplexe Krankheitsbilder zeigen. Entsprechend umfangreich gestalten sich die diagnostischen Maßnahmen zur Aufarbeitung eines individuellen Falles: So sollte eine gründliche ophthalmologische Untersuchung durchgeführt werden, um die Ursachen eines reduzierten Sehvermögens zu identifizieren. Zur Beurteilung weniger gut zugänglicher Strukturen wie dem Sehnerv wird eine Ophthalmographie empfohlen [9]. Die Funktion der Herzklappen wird echokardiographisch beurteilt. Bei einigen Patienten kann zudem eine Kardiomyopathie und der Verschluss von Koronararterien festgestellt werden. Pulmonale Hypertonie und allgemeiner Bluthochdruck wurden in Verbindung mit MPS-I beschrieben und entsprechende Untersuchungen sind anzustellen. Weitere Maßnahmen umfassen neurologische Untersuchungen, Hörtests, Lungenfunktionstests und orthopädische Analysen. Da die Krankheit progressiv verläuft, sind diese Untersuchungen mindestens jährlich, besser jedoch halbjährlich zu wiederholen [10].