Unter dem Begriff Skelettdysplasie (SD) oder Osteochondrodysplasie werden unterschiedlichste Erkrankungen zusammengefasst, die Knorpel und Knochen betreffen. Es gibt über 200 solcher Pathologien, wobei die häufigsten Symptome einer SD Minderwuchs, disproportionaler Wuchs und veränderte Knochenformen sind. Die Mehrzahl der SD ist genetisch bedingt.
Deformitäten und Schmerzen können in allen Bereichen des Körpers auftreten: Während eine abnorme Entwicklung des Gliedmaßenskeletts regelmäßig zu einer insgesamt reduzierten Körpergröße, Disproportionen zwischen den Extremitäten und dem Körperstamm sowie motorischen Einschränkungen führt, können Wachstumsstörungen des Achsenskeletts die Funktion der Lunge, des Herzens und neuronaler Strukturen beeinträchtigen. Daraus ergeben sich mitunter lebensgefährliche Komplikationen. Recht häufig sieht man einen verkürzten Torso, eine mehr oder weniger ausgeprägte Obstruktion der Atemwege [1] und neurologische Defizite aufgrund einer Kompression des Rückenmarks in der nicht regelrecht entwickelten Wirbelsäule. Dabei reicht das Spektrum der neurologischen Ausfallerscheinungen von fokalen sensorischen oder motorischen Defiziten bis hin zur Paraparese und Tetraparese [2]. Eine veränderte Wirbelsäulenkrümmung ruft gleichzeitig Haltungsprobleme hervor. Kardiale Komplikationen sind insbesondere bei Patienten zu erwarten, die eine chondroektodermale Dysplasie, am Kurzrippen-Polydaktylie-Syndrom bzw. Jeune-Syndrom oder am Larsen-Syndrom leiden.
Die Faustregel zur Unterscheidung einer SD von endokrinen Störungen oder den Folgen einer Mangelernährung lautet wie folgt: In allen Fällen kommt es zum Minderwuchs, aber die Disproportionen sind charakteristisch für die SD. Diejenigen, deren Wachstum aufgrund einer endokrinen Imbalanz, metabolischen Anomalie, Autoimmunerkrankung oder eines Nährstoffdefizits beeinträchtigt ist, sind zwar kleiner als der Durchschnitt, haben aber einen normal proportionierten Körper. Wie bei jeder Faustregel gibt es aber auch hier wichtige Ausnahmen. Bei der Osteogenesis imperfecta beispielsweise, einer der häufigsten Formen der SD, bleiben die Proportionen weitgehend erhalten.
Wichtigste Instrumente zur Diagnose einer SD sind die bildgebende Diagnostik - vor allem das Röntgen und die Computertomographie - und molekularbiologische Analysen zum Nachweis des kausalen Gendefekts [3] [4]. Wenn schon während der Pränataluntersuchungen Anomalien auffallen oder eine familiäre Vorbelastung bekannt ist, können solche Tests schon vor der Geburt ausgeführt werden. Das ist von besonderer Bedeutung, wenn die gegebene SD mit kraniofazialen oder thorakalen Missbildungen einhergeht, die die Entwicklung des zentralen Nervensystems und lebenswichtiger Organe beeinträchtigen können [5]. Am besten lässt sich die Skelettentwicklung in einer dreidimensionalen Rekonstruktion beurteilen; wenn zweidimensionale Aufnahmen angefertigt werden, bedarf es daher mehrerer Projektionen. Um gezielte genetische Analysen zu ermöglichen, muss der Phänotyp des Patienten genau definiert werden [6]: Welche Knochenabschnitte sind pathologisch verändert, die Epiphysen, Metaphysen oder Diaphysen? Welche Anteile des Skeletts, das Achsen- oder Gliedmaßenskelett? Und bezüglich der Extremitäten, die proximalen (rhizomelischen), mittleren (mesomelischen) oder distalen (akromelischen) Zonen? Ergänzend sind Blut- und Urinuntersuchungen anzustellen, die durchaus relevante Hinweise auf die zugrunde liegende Erkrankung liefern können. So charakterisiert sich die kongenitale Hypophosphatasie durch verminderten Serumspiegel der alkalischen Phosphatase und erhöhte Konzentrationen an anorganischem Pyrophosphat (iPP), Phosphoethanolamin (PEA) und Pyridoxalphosphat (PLP) in Serum und Urin [7], während hohe Urinkonzentrationen an Glykosaminoglykanen typisch für die thanatophore Dysplasie und die Kniest-Dysplasie sind.
Weitere diagnostische Maßnahmen sind einzuleiten, um die Folgen der skelettären Missbildungen bewerten zu können. So empfiehlt sich eine Magnetresonanztomographie, wenn ein abnormes Wachstum des Schädels oder der Wirbelsäule festgestellt wird. Um kardiale Defekte auszuschließen, ist eine Echokardiographie angezeigt. Die Lunge lässt sich mit Hilfe verschiedener Verfahren darstellen, aber eine funktionelle Beurteilung erfolgt am besten nach spirometrischen Tests, die jedoch die aktive Mitarbeit des Patienten erfordern und daher beim Neonaten nicht anwendbar sind.